Handdiagnose
Ein paar historische Notizen
Die Bedeutung der menschlichen Hand erwähnt schon die Bibel:
"Gott schuf Zeichen und Siegel in den Händen
aller Söhne der Menschen, auf dass die Söhne
der Menschen ihre Werke kennen."(Hiob 37/7)
Im fernen und mittleren Osten hat die Handanalyse stets höheres Ansehen
genossen als im Westen, wo sie sowohl von der Kirche als auch von der Wissenschaft
bekämpft wurde. Im mittleren Osten ist die Handlesekunst bis heute eine
angesehene Wissenschaft, die an Universitäten gelehrt wird.
Die Chirologie entstand vor mehr als 5.000 Jahren in China. Von dort gelangte sie nach Indien, wo es 4.000 Jahre alte Aufzeichnungen gibt,
dass die Handanalyse sich als ein Fachgebiet innerhalb einer umfassenden Wissenschaft entwickelte. Die Gelehrten deuteten die Natur und
das Schicksal des Menschen anhand der Physiognomie, der Brust, der Hände und der Füße. Die Hand sahen sie als Mittel
des schöpferischen Ausdrucks und als Spiegel des Innenlebens an. Die Wissenschaft der Handanalyse wurde in eine medizinische und
eine psychologische Richtung unterschieden, die wiederum beide klar von der Zukunftsdeutung aus den Linien der Hand abgegrenzt waren.
Die Handanalyse breitete sich weiter aus und erreichte schließlich Griechenland, wo sie Chirosophie, Handweisheit, genannt wurde.
Es ist überliefert, dass Hippokrates von Kós (ca. 460–370 v. Chr.) und Galenos (ca. 129–216 n. Chr.)
medizinische Handdiagnostik betrieben haben. Auch Aristoteles (384–322 v. Chr.) soll Abhandlungen über Hände verfasst haben,
deren Titel "Chiromantia“ lautete. In den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung war die Kunst des "Handlesens“
weltweit anerkannt, bis die katholische Kirche sie im Jahr 315 als "heidnisch“ brandmarkte und mit dem päpstlichem Bann
und der Exkommunion belegte. Es folgten tausend Jahre, in denen die Chirologie in Europa nur heimlich praktiziert werden konnte.
In der Renaissance erwachte ein neues Interesse an der Handdiagnose. Besonders Paracelsus (1493–1541) trug dazu bei, dass sie
als Heilkunst anerkannt wurde. Von 1650 bis 1680 soll es an den Universitäten von Leipzig und Halle sogar einen eigenen Lehrstuhl
für Chirologie gegeben haben. In England dagegen wurde die Handdiagnose Ende des 17. Jahrhunderts per Gesetz verboten. Im Zeitalter der
Aufklärung geriet die Handanalyse in Vergessenheit, auch wenn noch 1770 Immanuel Kant sagte, "die Hand sei das äußere
Gehirn des Menschen“.
Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte die westliche Wissenschaft die Einmaligkeit von Fingerabdrücken, man erkannte,
dass gewisse Krankheiten sich auf den Nägeln zeigen und dass genetische Abnormitäten sich in der Hand ablesen lassen.
In diesem Zusammenhang gewann die Handanalyse neues Ansehen und zunehmend wurde ihre Seriosität anerkannt. Auch C. G. Jung
(1875–1961) schätzte die Handdiagnostik sehr und empfahl Ärzten, Psychologen und Erziehern, sie zu studieren.
Die Handdiagnose in der Naturheilpraxis
Die medizinisch-psychologische Handdiagnose ist eine Ganzheitsdiagnostik, die alle Aspekte der Hand einbezieht.
Es lassen sich Aussagen zu Veranlagung, Konstitution, Antrieb, Psyche, Belastungen und Krankheits-dispositionen treffen.
Die Diagnostik umfasst folgende Merkmale:
Tastbefund: |
Der erste Eindruck (u. a. Händedruck), Turgor, Temperatur, Beweglichkeit |
Sichtbefund: |
Handform, Hautbeschaffenheit und Farbe, Proportionen, Auffälligkeiten
|
Finger: |
Form, Länge, Gelenke, Einschnürungen |
Nägel: |
Farbe, Form, Größe, Konsistenz, Nagelmonde, Rillen, Flecken, Streifen |
Handberge: |
Ausprägung, Farbe, Lage, Zeichen |
Hauptlinien: |
Verlauf, Beschaffenheit, Farbe, Zeichen |
Nebenlinien: |
Ausprägung und Anzahl
|
Die Hand gibt uns ein Bild der momentanen körperlichen Verfassung des Menschen:
Handformen und Handberge lassen Rückschlüsse auf die seelische Konstitution zu, die Handberge
können außerdem auch Krankheitszeichen aufweisen. Die Finger stehen für die Persönlichkeit
und haben einen Verbindung zu den Organen, beispielsweise sind knotige oder gekrümmte Finger symptomatisch für
chronische Erkrankungen. Die Haut weist bei manchen Erkrankungen charakteristische Veränderungen auf. Die Fingernägel
ermöglichen die Diagnose von Kreislaufproblemen, Anämie oder Störungen der endokrinen Drüsen.
Die Handlinien korrespondieren mit inneren Organen und ihren Entsprechungen im emotionalen Bereich.
Auf der Lebenslinie sind alle Organe wie auf einer Organuhr angesiedelt.
Durch eine genaue Analyse der Handmerkmale lassen sich sichere Aussagen treffen,
inwieweit sich genetische Anlagen erfüllen. Für eine gesicherte Diagnose müssen
aber verschiedene Merkmale übereinstimm-en: Wie bei der Irisdiagnose sind Krankheitszeichen
lediglich Anzeichen für Störungen im Gleichgewicht von Körper, Seele und Geist,
die nicht zwangsläufig in die Krankheit führen. Sie zeigen konstitutionelle Schwächen an,
die sich körperlich manifestieren können, wenn das Ungleichgewicht weiterhin besteht.
Sind diese Schwachpunkte erkannt, kann eine rechtzeitige Prophylaxe die Erkrankung verhindern.
Zeichen für gute Gesundheit sind:
- Handform spatelig
- Hände behaart
- Haut rosa und rau, gleichmäßig gefärbt
- Nägel rosa, hart, elastisch und ohne Störungen
- Finger gerade und spatelig
- Daumenballen gut ausgeprägt und störungsfrei
- Lebenslinie gut ausgeprägt, ohne Störungen, evtl. doppelt
- mindestens drei deutliche Raszetten
- Bewegungslinie klar oder fehlend
- wenige kleine Linien
Um die Aussage "gute Gesundheit“ treffen zu können, muss die Mehrzahl dieser Merkmale vorhanden sein.
Zeichen für eine Schwäche der Atemorgane sind:
- eher runde, kleine, feucht-weiche Hände
- Störungszeichen auf dem Zeigefingerberg
- eine kurze, unter dem Mittelfinger endende Kopflinie
- eingefallene "Maus“
- auffälliger Lungenbereich auf der Lebenslinie
- gestörter Anfang der Kopf- u./o. Lebenslinie
Durch die Umstellung schädigender Lebensgewohnheiten verschwinden die Defektzeichen, so dass der Therapieverlauf sich gut kontrollieren lässt.
Abschließend möchte ich noch einmal betonen, dass ein einziges Merkmal niemals zur Diagnose ausreicht! Ein Beispiel: Bei der Trisomie 21 (Down-Syndrom) ist eine "Verschmelzung“ der Kopf- und Herzlinie zu beobachten. Diese 4-Finger-Furche findet sich aber auch bei gesunden Personen. Berühmtester Träger dieses Merkmals soll John F. Kennedy gewesen sein.
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